Interviews
Joe Graw, Chief Growth Officer bei ImageTrend – Interviewreihe

Joe Graw, Chief Growth Officer bei ImageTrend, bringt über 22 Jahre Führungserfahrung in das Unternehmen ein. Seit seiner Ernennung zum Chief Growth Officer im Jahr 2023 hat er strategische Initiativen und Innovationen vorangetrieben. Zuvor war er von 2020 bis 2023 als Präsident und CEO tätig und führte das Unternehmen durch signifikantes Wachstum. Von 2017 bis 2022 war er als Chief Operating Officer für operative Exzellenz verantwortlich. Seine Leidenschaft für das Lernen und sein vorausschauender Ansatz gehen über das Wachstumsmanagement hinaus. Er konzentriert sich darauf, die Zukunft von ImageTrend zu gestalten und Kunden dabei zu unterstützen, Daten zu nutzen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.
ImageTrend ist ein führender Anbieter von Notfall- und Gesundheitssoftware und wandelt Ereignis- und Betriebsdaten in umsetzbare Erkenntnisse um. Die einheitliche Plattform unterstützt Feuerwehren, Rettungsdienste, Krankenhäuser und Forscher mit Tools für Dokumentation, Datenaustausch, Analyse und Compliance. So können Organisationen ihre Ergebnisse verbessern und eine effektivere Versorgung der Bevölkerung gewährleisten.
Sie haben ĂĽber zwei Jahrzehnte die Rettungs- und Feuerwehrtechnik mitgestaltet. Was hat Sie ursprĂĽnglich zu diesem Bereich hingezogen und was motiviert Sie heute noch?
Ich war schon immer begeistert vom Potenzial der Technologie, reale Probleme zu lösen, insbesondere in kritischen Bereichen wie Rettungsdiensten und Feuerwehr, wo am meisten auf dem Spiel steht. Was mich heute motiviert, ist die Fähigkeit, Werkzeuge zu entwickeln, die die öffentliche Sicherheit direkt erhöhen und Leben verbessern. Jede Innovation fühlt sich für Ersthelfer und die Gemeinden, denen sie dienen, wie ein kleiner Sieg an.
KI wird oft mit Krankenhäusern oder prädiktiver Analytik in Verbindung gebracht. ImageTrend bringt KI jedoch direkt an die Front – wie nutzen Rettungsdienste und Feuerwehr KI in Echtzeit und welche Auswirkungen hat sie vor Ort?
KI verändert den Rettungsdienst und die Feuerwehr, da sie Entscheidungen in Echtzeit ermöglicht und wichtige Aufgaben vor Ort automatisiert. Einer der Kunden von ImageTrend, die Feuerwehr des Los Angeles County, testet derzeit eine Spracherkennungstechnologie zur freihändigen Dokumentation von Patienteninformationen. Dadurch sparen Einsatzkräfte Zeit und können sich stärker auf die Patientenversorgung konzentrieren. Darüber hinaus nutzt das Unternehmen intelligente Bilderkennung, um mit einem Schnappschuss wichtige Informationen aus praktisch jedem Dokument zu extrahieren und anzuwenden, was die Dokumentation vor Ort beschleunigt. Diese Innovationen verbessern die Lageerkennung, beschleunigen Prozesse und verbessern die Qualität der Versorgung – und das alles bei gleichzeitiger Reduzierung des Verwaltungsaufwands.
Die Voice-to-Field-Dokumentation ist eine der herausragenden Funktionen, die Sie implementiert haben. Wie verändert dies den Alltag der Ersthelfer und welche Herausforderungen bestehen, um die Zuverlässigkeit in stressigen Umgebungen zu gewährleisten?
Die Spracherkennungslösung von ImageTrend ist auf die Bedürfnisse der Praxis zugeschnitten. Sie erfasst präzise medizinische Abkürzungen wie „A&O x4“, „18 Gauge im linken AC“ oder „SPO2 99 % bei Raumluft“ und wendet diese Werte intelligent auf relevante Felder an. Ärzte können Beschreibungen, Beurteilungen, Vitalwerte und Verfahren in einfacher Sprache diktieren, da strukturierte Daten automatisch eingelesen werden, wodurch unzählige Klicks entfallen.
Die Herausforderung besteht jedoch weiterhin darin, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit des Systems auch in Umgebungen mit hohem Stresslevel sicherzustellen. Deshalb wurde unsere KI-Assistenzlösung in lauten Umgebungen wie Cafés getestet, während des Transports mit Handschuhen eingesetzt und sogar von Flugmedizinern bei Notfalleinsätzen eingesetzt, um sicherzustellen, dass sie trotz der unvorhersehbaren und anspruchsvollen Natur von Außeneinsätzen konstant funktioniert.
Viele Plattformen sprechen von „KI-Integration“, doch oft handelt es sich dabei nur um eine Zusatzfunktion. Wie sieht die vollständige Integration bei ImageTrend aus und warum ist diese Unterscheidung für Rettungsdienste wichtig?
Vollständige KI-Integration bei ImageTrend bedeutet mehr als nur die Integration von KI in bestehende Systeme oder Arbeitsabläufe. Es geht darum, ein einheitliches Ökosystem zu schaffen, das die Arbeitsweise der Einsatzkräfte proaktiv optimiert. Vollständig integrierte KI antizipiert die Bedürfnisse der Rettungsteams, bietet Echtzeit-Empfehlungen und rationalisiert den Außendienstbetrieb. Anstatt mit mehreren isolierten Tools zu jonglieren, haben Einsatzkräfte alles, was sie brauchen, an einem Ort, nahtlos in ihren täglichen Betrieb integriert. Das eliminiert Reibungsverluste, beschleunigt die Entscheidungsfindung und stellt sicher, dass sich die Einsatzkräfte auf die Versorgung konzentrieren können – das Wichtigste.
Bilderkennung und Echtzeit-Entscheidungsunterstützung werden heute in Umgebungen mit hohem Druck und geringer Fehlerquote eingesetzt. Wie stellen Sie sicher, dass diese Systeme nicht nur schnell sind, sondern auch das Vertrauen der Einsatzkräfte genießen?
Vertrauen entsteht durch konsistente, bewährte Leistung in realen Situationen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Ersthelfern, die Optimierung unserer Systeme durch Feedback und die Sicherstellung strenger Validierungen maximieren wir Genauigkeit und Zuverlässigkeit, wenn es darauf ankommt. Darüber hinaus kann jeder von der KI vorgeschlagene Wert überprüft und bei unserer KI-Assistenzlösung entweder angewendet oder verworfen werden. Nichts gelangt ohne die Zustimmung des Anbieters in den Bericht. Der Anbieter behält stets die Kontrolle.
Interoperabilität ist in Notfällen entscheidend, da Zeit und Daten Leben retten. Können Sie uns erklären, wie ImageTrend eine reibungslosere Kommunikation und Datenfreigabe zwischen Krankenhäusern, Rettungsdiensten und Feuerwehren ermöglicht?
Die Health Information Network-Lösung von ImageTrend schließt die kritische Datenlücke zwischen Rettungsdienst und Krankenhaussystemen, indem sie einen bidirektionalen Datenaustausch in Echtzeit ermöglicht. Wenn Sanitäter ePCRs direkt an Krankenhäuser senden, können Ärzte Patientenergebnisse, Dispositionen und Diagnosen sofort an den Rettungsdienst zurückmelden und so allen Beteiligten den vollständigen Überblick verschaffen – ohne Verzögerungen und Lücken. Diese nahtlose Integration bricht Silos auf und vereint Rettungsdienst- und Krankenhaussysteme in einem einzigen, intelligenten Netzwerk. Mit unserer Plattform sind keine isolierten Tools oder Halbintegrationen erforderlich. Ob es darum geht, verwertbare Dateneinblicke zu gewinnen, Berichtsabläufe zu optimieren oder die Koordination zwischen Krankenhaus und Rettungsdienst sicherzustellen – ImageTrend stellt sicher, dass keine Daten verloren gehen.
Welche Trends sehen Sie bei KI-gestützten Alarmierungen und intelligenten Arbeitsabläufen – insbesondere im präklinischen Bereich – und wie sehen Sie deren Entwicklung in den nächsten drei bis fünf Jahren?
Wir beobachten einen Wandel hin zu prädiktiven, KI-gestützten Arbeitsabläufen, die Bedarfe antizipieren, bevor sie entstehen. In den nächsten Jahren wird es vermehrt proaktive Warnsysteme geben, bei denen KI potenzielle Probleme wie Personalmangel, Hochrisikopatienten oder Transportverzögerungen erkennen kann. Dies wird den Behörden helfen, besser vorbereitet und effizienter zu sein, bevor Probleme auftreten oder schwierige Situationen eskalieren.
Viele Behörden leiden unter Burnout und Personalmangel. Wie kann KI diese Belastung sinnvoll reduzieren, ohne die kognitive Belastung der Einsatzkräfte zu erhöhen?
KI automatisiert Routineaufgaben, optimiert die Dokumentation und bietet Entscheidungsunterstützung, sodass sich die Einsatzkräfte auf kritisches Denken und die Patientenversorgung konzentrieren können. Durch die Entlastung von diesen administrativen und mentalen Belastungen minimiert KI das Burnout-Risiko, da sie den Einsatzkräften ermöglicht, effektiver zu arbeiten, ohne sie zu überfordern.
Wie sieht Ihrer Ansicht nach die Zukunft der KI im Notfalleinsatz aus – stellen Sie sich vollautomatische Triage-Systeme vor oder wird der Mensch immer im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stehen?
Obwohl sich KI weiterentwickelt, bin ich überzeugt, dass der Mensch bei der Notfallhilfe immer eine zentrale Rolle spielen wird. KI wird ein unverzichtbares Instrument zur Entscheidungsunterstützung sein, doch Empathie, Urteilsvermögen und Anpassungsfähigkeit menschlicher Helfer können nie vollständig ersetzt werden. Ich bin überzeugt, dass die Zukunft von der Zusammenarbeit zwischen KI und menschlicher Expertise geprägt sein wird.
Wenn Sie auf die Fortschritte der KI in diesem Bereich zurückblicken: Welcher Fortschritt wäre Ihrer Meinung nach noch Jahre entfernt, macht aber heute schon einen Unterschied?
Als wir begannen, uns mit KI im Rettungsdienst zu beschäftigen, schien die Idee einer KI-gestützten Entscheidungsunterstützung in Echtzeit im Außendienst noch Zukunftsmusik zu sein. Doch nun ist es so weit: KI hilft Ersthelfern bereits heute, schnellere und präzisere Entscheidungen zu treffen, selbst in stressigen Situationen. Von der Echtzeit-Bilderkennung bis hin zu prädiktiver Analytik zur Steuerung der Patientenversorgung – diese Technologien sind bereits heute im Einsatz. Es ist spannend zu sehen, wie schnell sich das Feld weiterentwickelt, und noch spannender zu erleben, wie diese Innovationen bereits Leben retten und die Behandlungsergebnisse verbessern.
Vielen Dank für das tolle Interview, Leser, die mehr erfahren möchten, sollten vorbeischauen ImageTrend.